1876
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Zeitball auf dem Thurm des Speichers am Kaiserkai in Betrieb genommen
Zeitball zu Hamburg
[NfS. No. 648 v. 23.9.1876]
Die "Deputation für Handel und Schifffahrt" zu Hamburg hat unter dem 13. September d. J. nach
der "Hamburgischen Börsenhalle" Nr. 19983 vom 14. September bekannt gemacht, dass auf dem Thurm des Speichers am
Kaiserkai zu Hamburg ein Zeitball (35´´ südlich und 33´´ östlich von der
Sternwarte, die in 53°33´7´´Nord-Br. und 9°58´25´´Ost-Lg. liegt) aufgestellt
worden ist. Derselbe wird von Sonnabend, den 16. September, ab täglich um 0h 0min
0,0sec Greenwicher Zeit, gleich 0h 39min 53,7sec mittlerer Zeit der Hamburger
Sternwarte fallen.
Der Zeitball hat einen Durchmesser von 1,5 Met., ist von schwarzer Farbe und befindet sich, wenn er ganz
aufgezogen ist, 55 Met. über Hochwasser und 52 Met. über dem Kai. Die Fallhöhe des Balles beträgt 3
Met.
Zehn MInuten vor dem Zeitballsignal wird der Ball auf halbe und drei Minuten vor
dem Zeitballsignal auf ganze Fallhöhe gezogen werden.
Sollte der Ball nicht genau zu der bestimmten Zeit zum Falle gelangt sein, so wird innerhalb 5 Minuten nach
dem verfehlten Zeitballsignale ein 40 Centimeter im Durchmesser haltender Ball von rother Farbe an einem Drahtseil
bis an die Oberkante des pyramidalen eisernen Gerüstes, auf welchem der Zeitball-Apparat aufgestellt ist, auf die Dauer
von 5 Minuten emporgezogen.
Ist der Zeitball überhaupt nicht gefallen, so wird der kleine Ball innerhalb 5 Minuten nach der
vorschriftsmäßigen Signalzeit bis zur halben Höhe des Gerüstes emporgezogen und verbleibt in
dieser Höhe, bis der Zeitball herabgelassen ist.
Sobald irgend eine Störung wahrgenommen wird, welche die Abgabe des Signales nicht gesichert
erscheinen lässt, wird der kleine Ball ebenfalls bis zur halben Höhe des Gerüstes emporgezogen und
verbleibt in dieser Stellung bis 5 Minuten nach der vorschriftsmäßigen Signalzeit, wenn die Störung nicht
rechtzeitig beseitigt sein sollte.
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1892
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Der Turm des Quaispeichers ist am 2. April 1892 durch eine Feuersbrunst zerstört worden
Der Totalschaden betrug 4 Mill. Mark.
Erst am 11. Mai 1892 war die Gluth ganz gelöscht. Die Ruinen des Quaispeichers wurden dann mit Ausnahme des Thurmes und
einiger Umfassungsmauern niedergelegt. ("Die Hafen-und Quaibauten von Hamburg")
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1893
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Zeitball seit dem 01.02.1893 wieder in Betrieb
Bemerkungen zum Zeitball
[NfS. No. 270 v. 11. Februar 1893]
Der beim Brande des Kaispeichers A am 2. April 1892 zerstörte Zeitball ist nunmehr wieder
hergestellt worden, und fällt derselbe seit dem 1. Februar d. J. ab von Seiten der Hamburger Sternwarte um:
0h 0m 0s mittlere Greenwicher Zeit, gleich
0h 29m 53,7s mittlere Hamburger Zeit, gleich
1h 0m 0s mitteleuropäische Zeit
Als Fallzeit gilt der Augenblick, in welchem der Ball sich loslöst. Der Ball wird 10 Minuten vorher auf halbe Höhe,
3 Minuten vorher auf ganze Höhe aufgezogen. Sollte der Ball nicht genau zu der bestimmten Zeit zum Falle gelangt sein,
so wird innerhalb 5 Minuten nach dem verfehlten Zeitballsignal ein 40 cm im Durchmesser haltender schwarzer Korb an einem der
Drahtseile, welche zur Verstärkung und Befestigung des Gerüstes dienen, bis zur ganzen Höhe des Gerüstes
auf die Dauer von 5 Minuten emporgezogen.
Sobald irgend eine Störung wahrgenommen wird, welche die Abgabe des Signals nicht gesichert erscheinen
läßt, wird der schwarze Korb bis zur halben Höhe des Gerüstes emporgezogen und bleibt in dieser
Stellung, bis die Störungsursache so weit beseitigt ist, daß die Abgabe des Signals mit Sicherheit erwartet werden
kann, oder bis 5 Minuten nach der Signalzeit, im falle die Störung nicht rechtzeitig beseitigt sein sollte.
Fallzeit des Zeitballs zu Hamburg
[NfS. No. 621 v. 1.4.1893]
Nach Mittheilung der "Deputation für Handel und Schiffahrt" zu Hamburg hat die Direktion der
Sternwarte daselbst bekannt gemacht, daß mit der gesetzlichen Einführung der mitteleuropäischen Zeit
(mittlere Ortszeit des 15. Längengrades von Greenwich) am 1. April d.J. der Zeitball auf dem Thurm des
Kaispeichers zu Hamburg wie bisher um 0h0m0s mittlere Greensicher Zeit fallen
gelassen werden wird. Da jedoch die mitteleuropäische Zeit der mittleren Greenwicher Zeit genau um eine Stunde voraus
ist, fällt der Zeitball nach mitteleuropäischer Zeit um 1h0m0s
(Vgl. No. 270 d. diesj. "NfS") |
1898
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Zeitsignale
In Hamburg befindet sich der Zeitball auf dem Thurm des Kaispeichers A am Kaiser-Kai, 55 m über
Hochwasser in 53°32´32´´N-Br. und 9°58´57´´O-Br.
= 0h39m55,8s in Zeit O-Lg. von Grw.
Der Zeitball fällt um
0h0m0s mitteleurop. Grw.Zeit
= 1h0m0s mitteleurop. Zeit
auf elektrischen Wege von der Hamburger Sternwarte aus.
Zehn Minuten vor Abgabe der Zeitsignale wird der Ball auf halbe, 3 Minuten vorher auf ganze Höhe
geheißt. Fehlerhafte Abgabe oder gänzliches Unterbleiben des Zeitsignales wird durch Heissen eines schwarzen
Korbes gekennzeichnet.
(Die geographische Lage des Zeitballes auf der deutschen Admiralitätskarte weicht um 14,4
Bogensekunden von der im Verzeichnis der Zeitsignalstationen angegebenen, astronomisch ermittelten Position in der Länge
ab, weil der Karte die geographischen Koordinaten der Landvermessung zugrunde gelegt sind.) |
1911
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1934
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Betrieb des Zeitballes am 1. Juni 1934 eingestellt
Zeitball eingegangen
[NfS. Nr. 2169 v. 16.6.1934]

Geogr. Lage: Ungf. 53°51´N, 8°5´O
Angaben: Der Zeitball fällt nicht mehr. Die Angaben sind zu streichen.
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1945
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Im Krieg wurde das Gebäude schwer beschädigt, jedoch blieb der Zeitball erhalten.
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1950
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Wasserstandsanzeiger im Turm des Speichers A am Kaiserkai
Der Wasserstand wird an allen vier Seiten ähnlich wie bei einer Turmuhr durch zwei Zeiger auf einem in zehn Teile
geteiltem Ziffernblatt mit den Ziffern 0 oben und 5 unten angezeigt. Das Ziffernblatt hat ein weißes und ein rotes
Feld. Der kleine Zeiger zeigt Meter, der große Zeiger Dezimeter an.
Steht der kleine Zeiger im weißen Felde, so ist der Wasserstand über Kartennull, steht er im roten Felde, so ist
der Wasserstand unter Kartennull. Die Angaben beider Zeiger sind bei Wasserständen über Kartennull im Drehsinne des
Uhrzeigers, bei Wasserständen unter Kartennull im entgegengesetzten Sinne abzulesen.

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1963
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Signalturm gesprengt
Wasserstandsanzeiger beseitigt
[Strom- und Hafenbau Hamburg, 5. und 6.III.1963;
NfS. Nr. 1101 v. 16.3.1963]
Geogr. Lage: Ungf. 53°32,6´N 9°59,1´O, Turm des Speichers A am Kaiserkai
"Hamburger Abendblatt" vom 27.02.1963:
Das Ende eines alten Wahrzeichens

Maßarbeit leistete gestern ein Sprengkommando auf dem Kaiserhöft im Freihafen. Punkt 15.55 Uhr
legte sich der Signalturm des einstigen Kaispeichers A auf die Seite und krachte fast zentimetergenau auf die
vorausberechnete Stelle. Damit hat Hamburg eines seiner berühmten Hafenwahrzeichen verloren.
Der Signalturm auf dem Kaiserhöft - fälschlich selbst von waschechten Hamburgern oft als
"Kehrwiederspitze" bezeichnet - hat fast neun Jahrzehnte Hafengeschichte miterlebt. Das einstmals 56 Meter hohe viereckige
Bauwerk zwischen Sandtor- und Grasbrookhafen gab viele Jahre lang den Seeleuten die genaue Zeit an. Punkt 12 Uhr mittags
sauste auf der Spitze ein schwarzer "Zeitball" herunter. Aber schon einige Jahre vor dem zweiten Weltkrieg übernahm der
Rundfunk die Zeitansage. Auch die Feuerglocke auf dem Turm und eine Pegeltafel, die den Wasserstand anzeigte, wurden durch
modernere Einrichtungen überflüssig. Damit hatte der Turm schon vor 25 Jahren seine eigentliche Aufgabe verloren.
Bomben zerstörten dann den Kaispeicher A und beschädigten den Turm schwer. Nach dem Krieg zerschlugen sich alle
Pläne für eine Restaurierung.
Aber das Kaiserhöft soll nicht ohne Wahrzeichen bleiben. Strom- und Hafenbau, die
Hafen-Lagerhausgesellschaft und ein Architekt planen ein neues auffälliges Bauwerk an dieser "Ecke" des Hafens, ein
Bauwerk, das wieder zum Wahrzeichen werden soll.
Die Feuerglocke steht jetzt in der HHLA-Zentrale
Quelle: HHLA Hamburger Hafen und Logistik AG |